Der anhaltend starke Franken bereitet dem liechtensteinischen Handel in Bezug auf den Einkaufstourismus aktuell wenig Sorgen. Eher das Gegenteil ist der Fall, wie Sven Simonis, Präsident des Handelsgewerbes, zu berichten weiss.
Nachdem der Einkaufstourismus der Liechtensteiner in Vorarlberg in den vergangenen fünf Jahren um gut 40 Prozent auf rund 14 Mio. Franken zurückging (das «Volksblatt» berichtete im Juni), weckt der erstarkte Franken Erinnerungen an das Rekordjahr 2015. Die sei derzeit jedoch unbegründet, wie Sven Simons, Präsident der Sektion Handelsgewerbe der liechtensteinischen Wirtschaftskammer, erklärt.
War der plötzlich erstarkende Franken 2015 noch ein Schock für die Wirtschaft im Währungsraum, sind die Vorzeichen für das Handelsgewerbe im Land – wie auch bereits für die LIHK – dieses Jahr andere. Dies auch, da der den Euro aktuell überflügelnde Wert des Frankens mit einer starken Teuerung im Euroraum einhergeht.
«Man merkt eben doch, dass wir bei 3.4 Prozent Inflation liegen, während die Waren jenseits der Grenze doch nochmals einige Prozent teurer geworden sind», erklärt Sven Simonis, auf Anfrage von Volksblatt.li. Dort stieg die Teuerung nämlich bereits im Mai auf 7,8 Prozent. Dadurch sind beispielweise die Lebensmittelpreise im Nachbarland deutlich gestiegen, teils bis zu 129 Prozent.
Das habe dazu beigetragen, dass den Menschen hierzulande die Lust aufs Einkaufen jenseits der Grenze etwas vergangen ist. Zudem finde zurzeit überall der Sommerschlussverkauf mit Rabatt von 50 bis 70 Prozent statt. Dies seien Preise, bei denen gerade Vorarlberg noch nie mithalten habe können, so Simonis.
Fehlende Spontaneität
Hinzu kommt noch ein Effekt der Pandemiejahre 2020/2021: «Gerade das spontane Einkaufen ist nach den beiden Coronajahren noch nicht da, wo es einmal war. Die Leute gehen eher gezielt einkaufen», merkt der Sektionspräsident weiter an. Für den Handel habe eine länger anhaltende Frankenstärke aber auch einen weiteren Effekt. «Wenn der Franken so länger so stark bleibt, bedeutet dies, dass die Waren die aus Deutschland und Österreich eingekauft werden, für uns auch noch ein bisschen günstiger werden», führt er weiter aus. Somit sei der Effekt derzeit eher positiv als negativ.
Auch wenn die aktuelle Situation den Einkaufstourismus etwas dämpft, ganz aufhören werde er laut Simonis aber auch jetzt nicht komplett. «Und jeder Franken oder Euro, der in der Schweiz oder Österreich ausgegeben wird, tut den hiesigen Geschäften weh und schwächt Liechtenstein», unterstreicht der Einkaufland-Präsident.
Volksblatt, 20. Juli 2022