«Personalmangel: Wo sind die Arbeitskräfte?», «Der Personalmangel wird noch schlimmer» oder «Wohin sind die Fachkräfte verschwunden?» sind nur einige Schlagzeilen deutschsprachiger Medien in den vergangenen Tagen. Inwieweit auch Liechtensteins Wirtschaft von Engpässen bei den Arbeitskräften betroffen ist, wollte «Wirtschaft regional» von Jürgen Nigg, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein, wissen. In seiner Stellungnahme macht Nigg keinen Hehl daraus, dass die Lage ernst ist: «Quer durch alle Branchen wird händeringend nach Personal gesucht – von der Produktion bis hin zur Dienstleistung. Der Arbeitskräftemangel ist so dramatisch wie nie.»
Gefahr von Umsatzeinbussen
«Wir sprechen nicht mehr von einem Fachkräftemangel, sondern von einem Arbeitskräftemangel», so Nigg weiter. Personal fehle in allen Bereichen – vom hochqualifizierten Mitarbeiter über den Handwerker bis hin zum Lernenden. In Anbetracht der angespannten Lage werde es wohl zu einer Zusatzbelastung sowohl für Mitarbeiter als auch Firmenleitungen kommen: «Auch die Ausgaben für die Personalsuche werden sicherlich steigen, wenn es darum geht – falls überhaupt vorhanden – zusätzliches Personal zu finden.» Dabei bestehe auch die Gefahr, dass Umsatzeinbussen entstünden, weil Unternehmen Aufträge gar nicht annehmen könnten, wenn ihnen die ausführenden Beschäftigten fehlten, wie Jürgen Nigg festhält. Die Gründe für den Personalmangel benennt der Geschäftsführer der Wirtschaftskammer indes wie folgt: «Aufgrund des fortschreitenden demographischen Wandels steht der Arbeitsmarkt aus Sicht der Arbeitgeber stark unter Druck. Hinzu kommen auch noch zu wenige geeignete Bewerber und generell weniger Fachkräfte bei gleichzeitig hoher Nachfrage.»
Nigg zur Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten: «Es wird eine grosse Herausforderung werden. Wir gehen davon aus, dass sich die Situation nicht rasch verbessert und dass der Arbeitskräftemangel in den meisten Branchen noch zunehmen wird.» Die Rolle der Wirtschaftskammer beim Kampf gegen den Personalmangel sieht er u. a. im Bereich der Berufsbildung, wo man sich stark engagiere und so einen wesentlichen Beitrag zur Nachwuchsförderung in Liechtensteins Wirtschaft leiste. Die Unternehmen sieht Jürgen Nigg derweil u. a. im Bereich der Fort- und Weiterbildung in der Pflicht – diese müsse für Firmenchefs wie auch Mitarbeiter ganz oben auf der Agenda stehen: «Um dem Mangel an dringend benötigten Fachkräften entgegenzuwirken, müssen sich die Unternehmer auch um die bestehende Belegschaft kümmern.»
Wirtschaftregional, 15. Juli 2022