Einkaufen im Ausland: Die Rechnung geht nicht auf

Gerade der liechtensteinische Detailhandel hat es nicht einfach, sich gegen die billige Konkurrenz im nahen Ausland durchzusetzen. Doch dank gutem Service, hoher Qualität und viel Herzblut behaupten sich die heimischen Fachhändler im harten Konkurrenzkampf. Die Wirtschaftskammer Liechtenstein ist stolz darauf – und will die Detailhändler deshalb bei ihren Bemühungen unterstützen, die Kaufkraft in Liechtenstein zu stärken.

Auf ins digitale Zeitalter

Ein gutes Beispiel dafür ist die bekannte Liecard. Die branchenübergreifende Treuekarte für ganz Liechtenstein kann in über 60 Geschäften eingesetzt werden. Dabei werden bei jedem Einkauf in einem Liecard-Geschäft Treuepunkte gutgeschrieben, welche dann bei weiteren Einkäufen wieder eingelöst werden können. Man kann sich also beim Einkaufen etwas dazuverdienen. Eine an sich smarte Sache, doch die digitale Entwicklung lässt die Karte etwas «angegraut» wirken.

Gerade jüngere Menschen haben oft nicht mehr zahlreiche Kundenkarten dabei, sondern vertrauen auf platzsparendere Lösungen wie Apps.

Daher soll die blau-rote Liecard bald der Geschichte angehören. Noch im ersten Quartal 2019 wird sie einer neuen Lösung weichen, der sogenannten Liecoin-App. Damit kann man nicht nur die lokale Wirtschaft unterstützen, sondern hat auch verschiedene Vorteile. Selbstverständlich können weiterhin Treuepunkte gesammelt oder eingelöst werden.

Gleichzeitig hat man mit seinem Profil jederzeit in Echtzeit den Punktestand abrufbar und verpasst ausserdem keine Aktion oder Neuigkeit mehr. Mit der Anpassung an die digitale Welt soll auch die Anzahl der teilnehmenden Geschäfte markant gesteigert werden.

Lokal einkaufen lohnt sich

Die Wirtschaftskammer Liechtenstein unterstützt alle sinnvollen Bemühungen, den Warenumsatz bzw.

die Wertschöpfung in Liechtenstein zu erhalten. Unsere Arbeitsgruppe prüft deshalb intensiv Ideen und Vorschläge, die ebenfalls dazu beitragen, den Kaufkraftverlust einzudämmen. Dabei geht es nicht darum, dass unsere Geschäfte möglichst viel Gewinn machen. Wir wollen vielmehr aufzeigen, welche Folgen der Einkaufstourismus hat. Zwar mögen einzelne Produkte ennet der Grenze günstiger sein, doch die Rechnung geht nur auf den ersten Blick auf.

Denn wer die heimische Wirtschaft nicht unterstützt, nimmt bewusst das Lädelisterben in Kauf. Das bedeutet nicht nur verlorene Arbeitsplätze, sondern oft auch Ausbildungsplätze. Diese Menschen werden dann, völlig zu Recht, von der öffentlichen Hand aufgefangen. Wir bezahlen also als Steuerzahler direkt die Zeche für das, was wir privat eigentlich einsparen wollten. Ganz abgesehen davon, dass wir auf hochwertige heimische Qualität verzichten, nur weil dank des tiefen Euro einige günstigere Produkte locken.

Alle sind gefordert

Alle Beteiligten, die Detailhändler, die Verbände und die Politik sind gefordert, in diesem Bereich mehr zu tun. Sei es durch die Abschaffung der Warenfreigrenze von 300 Franken auf Einkäufe im Euro-Raum, die Stärkung der heimischen Betriebe oder Neuerungen wie Liecoin – nur die Summe an kleinen Schritten führt uns ans Ziel. Hierfür müssen wir alle zusammenstehen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft einer funktionierenden Nahversorgung, zahlreicher Ausbildungs- und Arbeitsplätze sowie hochqualitatives, heimisches Handwerk. Sorgen wir dafür, dass die Rechnung aufgeht.

Der Artikel ist im Wirtschftsregional erschienen am 1.02.2019