Einblicke in 70 verschiedene Berufe

Liechtenstein öffnet diese Woche seine Türen für Schülerinnen und Schüler: 100 Lehrbetriebe bieten während der Berufscheck-Woche
die einzigartige Chance, Informationen aus erster Hand zu bekommen und wertvolle Tipps für die Berufswahl zu erhalten.

Liechtenstein bietet eine Vielzahl interessanter Lehrberufe. Um die Entscheidung für die richtigen Schnupperlehren und die Berufswahl zu erleichtern, ermöglicht die Berufscheck-
Woche den Jugendlichen Einblicke in unterschiedlichste Berufswelten. Seit 2016 haben Schülerinnen und Schüler der Ober- und Realschulen, des Gymnasiums und der Formatio die Möglich-
keit, an dem gemeinsamen Projekt der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) und der Wirtschaftskammer Liechtenstein teilzunehmen. Das Projekt mit dem Namen «Luaga, checka, usprobiera» unterstützt Jugendliche praxisorientiert bei der Entscheidungsfindung für den Einstieg ins Berufsleben.

Lehrpersonen bilden ein wichtiges Fundament
Die Auftaktveranstaltung zur Berufscheck-Woche fand am Montagvormittag im Gemeindesaal Triesen statt. Isabell Schädler begrüsste die 302 Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrpersonen. An der achten Auflage der Woche beteiligen sich 100 Lehrbetriebe mit 70 verschiedenen Berufen. Die Auswahl sei vielfältig, vom Automechaniker bis zum Zimmermann sei alles dabei, sagte die Geschäftsführer-Stellvertreterin der Wirtschaftskammer. Schädler ermutigte die Jugendlichen, die Woche zu nutzen, um Informationen aus erster Hand zu bekommen. «Denn nirgends geht das besser als im Betrieb oder auf einer Baustelle selbst.» Regierungsrätin Graziella Marok-Wachter sprach ebenfalls zu den Jugendlichen und betonte die einmalige Gelegenheit, unmittelbare Einblicke in die Arbeitswelt zu bekommen. Sie ermutigte die Jugendlichen, die Woche als Chance zu sehen, um wichtige Fragen zur eigenen Zukunft zu beantworten. Sie verstehe aber auch jene, die vielleicht ein mulmiges Bauchgefühl hätten, da ihnen bewusst werde, dass der weitere Schritt in Richtung Zukunft bevorsteht. Ein wegweisender Entscheid, bei dem sich die Jugendlichen fragen müssten, wo ihre Interessen lägen und wie sie ihre Zukunft sehen. Die Woche könne helfen, diese und weitere Fragen
zu beantworten. Marok-Wachter dankte in ihrer Eröffnungsansprache insbesondere auch den Lehrpersonen. «Sie bilden seit Jahren ein wichtiges Fundament dafür, dass diese Woche
fortgeführt werden kann und sie scheuen dabei keinen Aufwand.» Auch die Betriebe könnten dadurch einen besonderen Nutzen ziehen, indem sie einen frühen Kontakt zu künftigen
Fachkräften herstellen könnten. Ihnen allen wünschte die Regierungsrätin eine «ereignisreiche und bereichernde Woche».

Mit Loser auf dem Weg zum Erfolg in der Lehre
Im Anschluss gestaltete Gregor Loser den Vormittag mit einem Workshop namens «Fit für die Lehre», der die jungen Erwachsenen auf die Woche einstimmte. Der Kommunikationsbera-
ter, Fachautor, Referent und Coach hat bereits 29 000 Jugendliche mit seinem inspirierenden Vortrag begeistert. Auch in Triesen konnte er mit zahlreichen Anekdoten und einem lebendigen, interaktiven Präsentationsstil überzeugen. Die Jugendlichen hörten aufmerksam zu, machten Notizen und beteiligten sich aktiv durch Beantwortung von Fragen. Als Dank erhielten sie gelegentlich ein Schokolädchen. Seine einfache Grundregel lautete: «Der Erfolg beginnt bei mir!» Die Herausforderung bestehe darin, dies zu erkennen. Das Geheimnis bestehe aus drei prägenden Sätzen: «Es ist ganz einfach», «Ich muss wollen» und «Ich denke selber». Gregor Loser gab den Jugendlichen wertvolle Tipps für die Lehrstellensuche und betonte die Bedeutung von Einstellung und Vorbereitung. Er ermutigte sie dazu, immer authentisch zu sein und warnte davor, «eine Show» abzuziehen. Er erklärte, wie die Jugendlichen auf einfache Weise bei der Lehrstellensuche punkten können, zum Beispiel durch Freundlichkeit, Interesse, ein gepflegtes Erscheinungsbild, klare Sprache, Pünktlichkeit und gute Vorbereitung. Er sensibilisierte sie auch für den Umgang mit Social Media und warnte vor den möglichen Konsequenzen unbedachter Posts und Bilder. Denn wie allgemein bekannt ist, vergisst das Internet nie, und Arbeitgeber prüfen auch Social-Media-Profile, sobald Bewerbungen eingehen. Tipps und Erkenntnisse von Lernenden Zusätzlich berichteten Lernende von ihren persönlichen Erfahrungen bei der Berufswahl. Erik Baur, im 2. Lehrjahr bei der Thyssenkrupp Presta AG, erzählte von seinen Schnupperlehren in verschiedenen Berufen wie Geomatiker, Elektroniker, Schreiner, Postbote oder Kaufmann, bevor er sich schliesslich für die Lehre zum Automatiker entschied. Sein Tipp an die Jugendlichen: «Je mehr ihr euch anschaut, desto sicherer könnt ihr euch sein,
dass es das ist, was ihr machen wollt.» Die Triesnerin Lorena Widmer berichtete, dass sie zunächst das Gymnasium besuchte, aber dann erkannte, dass eine Lehre besser zu ihr passte.
Sie schnupperte in den Beruf der Hochbauzeichnerin und zweimal als Konstrukteurin. Letzteres glücklicherweise, wie sie betonte, denn in der Hoval AG entdeckte sie die Freude und Faszination am Beruf der Konstrukteurin. Seither verfolgt sie das Ziel einer abgeschlossenen Lehre inklusive Berufsmatura. Sie betonte, dass Geschlechterklischees keine Rolle mehr spielen. «Heute schaut niemand mehr komisch, wenn man einen Job schnuppert, der früher als Jungs- oder Mädchenberuf galt.» Ausserdem ermutigte sie die Jugendlichen, Verschiedenes auszuprobieren: «Denkt daran, dass es etwas sein muss, das euch Spass macht, immerhin müsst ihr täglich zur Arbeit oder in die Berufsschule und das, was ihr lernt, sollte euch interessieren.» Die Jugendlichen haben nun die Möglichkeit, halbtägige Berufsimpulse zu absolvieren und an verschiedenen Workshops teilzunehmen. Am Freitag findet dann im Klas-
senzimmer der Abschluss der Woche statt, um die ereignisreiche und eindrückliche Woche zu reflektieren.

Von Bianca Cortese, Vaterland 12.02.2024