Kommt der Handwerker bald auf dem Fahrrad?

Ruhige Fahrrad-Szene bei Sonnenuntergang auf einem Weg, ideal für Abenteuer und Entspannung.

Lastenräder als nachhaltige Alternative fürs Gewerbe: Die Wirtschaftskammer regt ein Projekt an.

Für den Termin beim Kunden in Schaan steht der Handwerker aus Triesen mit seinem Fahrzeug oft im Stau – wertvolle Zeit und damit Geld geht verloren. «Meist ist es wirtschaftlicher,
sich für kurze Strecken oder Termine ohne grossen Werkzeugbedarf das Lastenfahrrad zu schnappen um zum Kunden zu fahren, als einen Zweitonner vom Parkplatz zu fahren», skizziert
Geschäftsführer Jürgen Nigg die Idee der Wirtschaftskammer: Cargo-Bikes für Betriebe aus Handwerk, Dienstleistung und Handel. Sie könnten den Fuhrpark der Unternehmen ergänzen 
und das Gewerbe würde einen Beitrag zur umweltschonenden Mobilität leisten. «Gleichzeitig könnte die Akzeptanz von nachhaltigen Massnahmen im Gewerbe zusätzlich gestärkt wer-
den», so Nigg. Cargo-Bikes hätten auch keinen Geschwindigkeitsnachteil gegenüber Autos, vielmehr würden sie Klein- und Kleinstaufträge erst rentabel machen. Den Effizienzvorteil spiele das Lastenrad vor allem dann aus, wenn die Wege zu den Kunden kurz sind oder sich gut kombinieren lassen. Somit kommen diese insbesondere für den Raum Schaan–Vaduz–Triesen infrage. Für die Betriebe würden damit aber nicht nur der Stau und die Parkplatzsuche entfallen. Nigg erkennt einen weiteren Vorteil: «Ein Lastenrad ist für viele Handwerker, die ein solches nutzen, auch ein Marketing-Vehikel.» Die Betriebe könnten sich so ein gutes Image erschaffen. ie Idee sei im Rahmen der Agenda «Werkplatz 2025 plus» geboren worden. In Liechtenstein würde man damit Neuland betreten, Inspiration gibt es aber aus Deutschland. Dort nahmen über 750 Unternehmen an einem Pilotprojekt teil und testeten für drei Monate Lastenräder. Etwa zwei Drittel der Autofahrten konnten so ersetzt werden. Bei einem Grossteil der Betriebe stiess die Alternative auf Anklang, ein Drittel schaffte sich anschliessend selbst ein Lastenrad an.

Regierung soll über das weitere Vorgehen entscheiden
«Wir sahen darin viel Potenzial und haben dies der Regierung vor Kurzem übermittelt. Im Moment warten wir noch auf die Beantwortung», informiert Nigg auf Anfrage. Die Wirtschaftskammer will den Betrieben bei einem allfälligen Projekt zwar beratend beistehen, die Hauptverantwortung sieht man aber beim Land. Gemäss einer Blitzumfrage der
Wirtschaftskammer könnten sich 30 Prozent der befragten Betriebe den Einsatz von Lastenrädern vorstellen. Ausschlaggebend dürften aber vor allem die Kosten sein. Immerhin kostet
ein solches Fahrrad mehrere Tausend Franken. Nigg könnte sich zwar vorstellen, dass Firmen während der Testphase einen kleinen Beitrag übernehmen, bei einer definitiven Einführung
sollte die Regierung seiner Meinung nach aber einen Mobilitätsbeitrag sprechen. Es gilt also noch viele offene Fragen zu klären, bevor ein solches Pilotprojekt überhaupt starten könnte.
Dies unterstreicht auch die Regierung auf Anfrage: «So muss unter anderem geklärt werden, wer die ‹Cargo-Bikes› bereitstellt und unterhält, wie die Nutzung geregelt wird und wie die Finanzierung erfolgt», erklärt Markus Biedermann, Generalsekretär im Ministerium für Inneres, Wirtschaft und Umwelt. Grundsätzlich handle es sich aber um ein interessantes Projekt.
Nichtsdestotrotz ist man bei der Wirtschaftskammer zuversichtlich: «Bei einem klaren Bekenntnis für ein Pilotprojekt wäre die Umsetzung im Frühjahr 2025 sicherlich machbar.»
Die Testphase könnte dann bis Ende des Jahres ausgewertet werden.

Daniela Fritz, Wirtschaftregional, 08.03.2024