Steigende Autopreise, sinkende Nachfrage

Bei keinem anderen Konsumgut scheinen die Preise derart in die Höhe zu schnellen wie bei Autos. Denn wer sich ein neues Auto kaufen möchte, den täuscht der Eindruck nicht: Autos werden immer teurer. Der
Neuwagen im vierstelligen Bereich ist Vergangenheit – und er kommt auch nicht mehr zurück. Für Michael Weilenmann, Präsident des Autogewerbeverbandes Liechtenstein, steht fest: «In der aktuellen Lage gehe ich nicht von einer raschen Erholung im neuen Jahr aus.»
Keine Neuwagen unter 10 000 Euro
Autokauf und schmales Budget, das geht immer weniger zusammen – zumindest wenn es nach
der österreichischen Zeitung «Die Presse» geht. So hat die Zeitung die Autopreislisten vom
November diesen Jahres mit jenen von November 2018 verglichen. Diese sprechen eine deutliche Sprache: Während es vor vier Jahren noch 17 Modelle gab, die unter 10 000 Euro kosteten, sind es heute null. Auch hierzulande sind die Preise für einen Neuwagen kontinuierlich gestiegen, wie eine Statistik der
durchschnittlichen Preise im Neuwagensegment verdeutlicht. Die Grafik zeigt eine beinahe lineare Steigung vom Januar 2014 bis Januar 2022 und einen Trend, der so schnell nicht abflauen wird, wie auch
Michael Weilenmann weiss: «Die Autopreise sind weltweit gestiegen. Dies liegt an den höheren Material sowie Arbeitskosten. Auch die Logistik ist teurer geworden.» Die Nachfrage liege klar hinter dem letzten
Jahr zurück. Grund hierfür sind laut Weilenmann vor allem die unsichere weltpolitische Lage, die konjunkturelle Abkühlung sowie Lieferengpässe bei den Herstellern. Letzteres gelte jedoch nicht für alle Autohersteller: «Viele Autohersteller haben Mühe, die Produktion auf das gewohnte Niveau zu bringen.
Dies betrifft aber nicht alle Hersteller gleichermassen. Je nachdem kann man mit einem passenden Lagerfahrzeug eine längere Lieferfrist umgehen», sagt Weilenmann. Mit der Elektrifizierung kommt ein weiterer Feind des billigen Autos und Preistreiber hinzu. Wie «Die Presse» schreibt, sind die Entwicklungskosten bei grossen und kleinen E-Autos dieselben. Hersteller bevorzugen deshalb das
grosse, das sich teurer verkaufen lässt.

Wirtschaftreginal, 09.12.2022 von Simone Quaderer