Zahl von bewilligten Projekten erfreulich

Köbi Steiger, Präsident des Baumeisterverbandes, äussert sich zum Bauboom in Liechtenstein und zur Baukrise in den Nachbarländern.

In Sachen Bautätigkeit meldete das Amt für Statistik Höchstwerte. Liechtenstein trotzt damit den Entwicklungen in den umliegenden Ländern, berichtete das «Vaterland» am Mittwoch. Für das dritte Quartal 2023 wurden mit 215,7 Millionen Franken die höchsten Baukosten seit 2015 aufgewiesen,
es war überdies das dritte Quartal in Folge mit sehr hohen Investitionsabsichten.
Köbi Steiger, Präsident des Baumeisterverbandes Liechtenstein und Mitglied der Geschäftsleitung der Hil-
tibau, meint, dass unter anderem die Bauteuerung einen Einfluss darauf hatte. Aber nicht nur die Baukosten, auch die Zahl der Baubewilligungen erreichte mit 258 einen aussergewöhnlich hohen Stand. Köbi Steiger freut dies: «Für das Baugewerbe ist es erfreulich, dass sich die Anzahl der bewilligten Bauprojekte ebenfalls auf einem hohen Niveau bewegen.» Es zeige auch, dass viele Wohneinheiten
gebaut oder umgebaut werden: «Wenn im Land ein Industriebau mit hohen Kosten bewilligt wird, weist die Statistik hohe Baukosten, aber wenig bewilligte Bauprojekte auf», erklärt der Präsident des Baumeisterverbandes, «glücklicherweise sind beide Werte auf einem hohen Niveau.»

Knackpunkt Auflagen und administrativer Aufwand
Demgegenüber wird in den umliegenden Ländern über teilweise massiven Rückgang bei der Bautätigkeit geklagt und sogar von einer Baukrise gesprochen. «Die sogenannte Baukrise in den Nachbarländern ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Investoren sich überlegen, ob sie sich die Vorschriften, Auflagen und den administrativen Aufwand antun sollen oder nicht», meint Köbi Steiger. Denn es sei unbestritten, dass sich der Leerwohnungsstand in den Nachbarländern auf einem sehr tiefen Niveau befinde und das Bedürfnis nach Wohnraum absolut vorhanden sei.
«Wenn Neu- und Umbauten wieder mit einem vernünftigen Mass bewilligt werden können, wird sich die
Bautätigkeit auch in diesen Ländern schnell erholen», ist der Präsident des Baumeisterverbandes sicher.
Jedoch sei in Liechtenstein der administrative Aufwand nicht kleiner, aber «er wird hoffentlich in den nächsten Jahren auch weniger werden, die Liechtensteiner sind aber anscheinend ausdauernder als unsere Nachbarn.» Diese Ausdauer zeige sich auch darin, dass in Liechtenstein hohe Investitionen im Bereich von Industrie und Dienstleistungen zu verzeichnen sind, dies sei für den Werkplatz Liechtenstein sehr erfreulich, meint Köbi Steiger.
Bei den Wohnbauten sei der Trend für Veränderungsbauprojekte gegenüber Neubauten deutlich zu erkennen. ie Statistik belege überdies deutlich, dass die Anzahl an privaten Bauprojekte deutlich gestiegen und diejenige von öffentlichen Auftraggebern deutlich gesunken sei.

Tiefes Angebotsniveau und Fachkräftemangel
Trotz des Baubooms steht die liechtensteinische Baubranche vor Problemen und Herausforderungen. So
kämpfe die Branche mit dem tiefen Angebotsniveau, was für die Bauherrschaften jedoch erfreulich sei, erklärt Köbi Steiger: «Für uns wäre es wünschenswert, wenn der Stellenwert der Baubranche wieder steigt, denn was gibt es Schöneres, als wenn etwas Neues entsteht oder etwas Altes wieder in neuem Glanz erscheint?»
Der Fachkräftemangel sei auch auf der Baubranche ein Thema und deshalb sei man bestrebt, die Rahmenbedingungen im Bauberuf laufend zu verbessern. Zudem wandle sich das Berufsfeld auch durch den Einzug der Digitalisierung, und es gebe sehr viele Möglichkeiten, sich in diesem Feld weiterzuentwickeln, erklärt der Präsident des Baumeisterverbandes, «es muss aber auch einen Mehrwert generieren.»

Nachhaltig sein und darüber informieren
Auch mit der Nachhaltigkeit beschäftigt sich die Baubranche je länger, je mehr. Das zeigt auch die Ausrichtung von Veranstaltungen wie dem diesjährigen Baumeister-Apéro zum Thema
«Nachhaltigkeit im Massivbau».
Köbi Steiger meint denn auch, dass es nun Aufgabe der Bauwirtschaft sei, die Menschen zu informieren, was die Baubranche im Bereich Nachhaltigkeit bereits erreicht habe und in Zukunft noch umsetzen werde, denn «die Bauwirtschaft ist schon sehr nachhaltig unterwegs»

Wirtschaftregional, 17.11.2023 von Corina Vogt-Beck