Sektion Kunst und Kultur präsentiert sich

Der Veranstaltungsraum im zweiten Obergeschoss der Wirtschaftskammer war künstlerisch geschmückt mit Bildern von Stephan Sude und atmosphärisch beleuchtet von der Eventpartner AG mit Installationen Titan Tubes. Auf der Nebenbühne stand ein Klavier. «Nur schon wenn man sich diesen Raum anschaut, zeigt sich, was Kunst kann – denn der Raum war noch nie so schön», kommentierte Jörg Augustin vom Vorstand der Wirtschaftskammer in seiner Begrüssung. Er hiess die Sektion Kunst und Kultur herzlich willkommen und freute sich, dass die Kunst und Kulturbranche nun auch in der Organisation dabei sei. «Ohne Kunst und Kultur ist das Leben ein bisschen einfach»,
sagte Augustin. Deshalb hoffe er, durch die Erweiterung zahlreiche neue Verbindungen zwischen den Branchenvertretern zu schaffen, was unter anderem auch Ziel der Wirtschaftskammer sei.
Ziel, Interessen der Kulturbranche zu vertreten
Anschliessend stellte Sektionspräsidentin Katrin Hilbe die neue Sektion und ihre Ziele vor. «Die neue Branche speist sich hauptsächlich aus der IG Kunst und Kultur», erklärt die Regisseurin. Nachdem die IG im September 2020 – angeregt durch einen offenen Brief von Arno Oehri – gegründet wurde, beginne erst jetzt, nachdem die Sektion bestehe, die eigentliche Arbeit. «Corona hat uns vor Augen geführt, dass wir an Bewusstsein arbeiten müssen, dass Künstlerinnen und Künstler auch professionell tätig sind.» Viele pendeln dabei zwischen Fest- und Freianstellung hin und her. «Selbst in normalen Zeiten schwanken die Einkommen Kulturschaffender oftmals gewaltig.» Deshalb hat die IG auch als erstes Etappenziel eine Sozialvorsorgelösung für Kulturschaffende erarbeitet. Das Ziel der neuen Sektion sei es nun weiter, die Interessen der Kulturschaffenden zu vertreten. «Wir wollen mitreden, sobald es um Kultur und Kulturpolitik
geht», sagte Hilbe. Dazu pflege die IG auch den aktiven und regelmässigen Austausch mit Kulturinstitutionen und politischen entscheidungsträgern.
Lebhafte Einblicke in Arbeitsprozesse
Um den Anwesenden die neue Sektion vorzustellen, gaben vier Parteien aus verschiedenen Kulturbranchen Einblicke in ihre Arbeitsprozesse. Als Erster zeigte Pianist Pirmin Schädler, wie er eine schwer leserliche Komposition in ein spielbares Stück verwandelte. Dazu zeigte er die von Hand geschriebene Komposition und spielte einzelne Passagen auf verschiedene Arten vor. «Wenn man an so was herantritt, kann man es klassisch, zeitgenössisch oder poppig spielen», sagte Schädler zu seinen kurzweiligen Kostproben. Als zweites zeigte Künstler Stephan Sude mit einer Fotoreihe, wie er auf Plastikfolie mit Zeitungspapierstücken eine Art Leinwand für seine Kunstwerke anfertigt. An einem Beispiel eines Bildes veranschaulichte er, wie die Struktur über die Farbe durchwirkt und aus Zweidimensionalität ein dreidimensionaler Eindruck entsteht. «Es ist wichtig zu wissen, dass eine künstlerische Arbeit einen langen Entwicklungsweg hat», sagte Sude und verwies auf seine künstlerischen Anfänge. Als drittes gab Multimediakünstler und Filmemacher Arno Oehri einen Einblick in die Entstehung seines neuen Spielfilms «The Woman and the Cross», den er sowohl in einer heruntergekommenen Finca in Spanien als auch im TAK in Schaan gedreht hat. Nachdem die Finanzierung geklärt war, wurde die Filmmusik komponiert, aufgenommen und der Film in zwölf verschiedenen Versionen geschnitten, um
Testscreenings zu machen. «Als ich Ende Jahr immer noch nicht zufrieden war, hab ich den Film nochmals komplett neu geschnitten», erzählte Oehri. Als Letztes führten Regisseurin Katrin Hilbe und Schauspieler Thomas Beck lebhaft vor, wie sie eine Szene aus Goethes Faust proben. Nach der einfachen Leseprobe und der Absteckung aller Hintergründe zeigten sie zwei Möglichkeiten, wie die Szene gespielt werden könnte. Bei Letzterer zeigte Thomas Beck auf Anweisung von Katrin Hilbe, wie man mit Laufübungen durch den Veranstaltungssaal authentisch ausser Atem kommt.
Alle vier Beispiele führten den Gästen lebhaft vor Augen, wieviel Aufwand hinter einem Konzert, einem Kunstwerk, einem Film oder einer Theateraufführung stecken. Doch, wie Katrin Hilbe zum Schluss sagte, wären Kunstschaffende ohne
Veranstalter «völlig verloren». «Auch sie füttern andere Gewerbe mit Aufträgen. Indem also Kunst und Kultur unterstützt wird, werden viele Teile der Gesellschaft gefördert.»

Vaterland, 21.02.2024 von Mirjam Kaiser