Wer in Liechtenstein ein Casino besucht, ist in der Regel männlich, zwischen 26 und 45 Jahre alt und wohnt in der Schweiz. Ein exklusiver Einblick in die Besucherstruktur der Spielbanken.
Bei jedem Casinobesuch wird die Identitätskarte gescannt. Handelt es sich um den ersten Besuch, müssen die Gäste den Mitarbeitern am Eingang zudem ihre Wohnadresse bekannt geben, sich fotografieren lassen und ihre Rolle als «wirtschaftlich Berechtigte» an ihren Einsätzen und allfälligen Gewinnen per Unterschrift bestätigen.
Die Casinos müssen also Buch führen, wer bei ihnen ein- und ausgeht. Und darüber müssen sie der
Geldspielaufsicht Rechenschaft ablegen. Einen Teil der anonymisierten Auswertungen hat das Amt für
Volkswirtschaft dem «Volksblatt» in einem neuen Detaillierungsgrad zur Verfügung gestellt.
10 Prozent aus Liechtenstein
Wie die Zahlen der Geldspielaufsicht zeigen, kommt nur ein geringer Teil der Liechtensteiner Casinobesucher aus Liechtenstein. Im Jahr 2021 waren in den meisten Casinos etwa 10 Prozent der Gäste im Inland wohnhaft. Eine Ausnahme stellt lediglich das Casino in Triesen dar: Hier lag der Liechtensteiner Anteil bei gut 25 Prozent. Die meisten Casinobesucher wohnen hingegen in der Schweiz. Am geringsten war der Schweizer Anteil 2021 im Casino Schaanwald mit 44 Prozent. Hier sind im Vergleich zu den anderen Casinos Einwohner aus Österreich (39 Prozent) relativ stark vertreten, was einerseits an der Lage unmittelbar an der Grenze zu Vorarlberg, andererseits aber auch am Marketing liegen dürfte: Das Casino Schaanwald ist im Besitz der Casinos Austria. In den anderen vier Casinos lagen die Österreicher derweil etwa gleichauf mit den Liechtensteiner Gästen. Dagegen reisten teils deutlich mehr als zwei Drittel der Casinobesucher aus der Schweiz an. Und gerade das Geschäft mit den Schweizer Kunden soll künftig
noch stärker reguliert werden. Ein bilaterales Abkommen zwischen Bern und Vaduz sieht vor, dass die
beiden Länder ihre Casino-Sperrlisten austauschen sollen. Das heisst, wer in den Schweizer Casinos gesperrt ist, kann auch in Liechtenstein nicht mehr spielen. Die Behörden gehen davon aus, dass dies «markante Auswirkungen» auf die Liechtensteiner Casinobranche haben werde. Reinhard Fischer vom Casinoverband relativierte dies kürzlich in einem «Volksblatt»-Interview: «Erstens wurden in den vergangenen Jahren auch in Liechtenstein sehr viele Gäste mit problematischem Spielverhalten gesperrt und zweitens haben die umliegenden Casinos Bruttospielertrag an liechtensteinische Betreiber verloren. Dies kann nur der Fall sein, wenn die Gäste auch in der Schweiz nicht gesperrt sind.»
Kaum Rentner in den Casinos
Die demografische Struktur der Casinobesucher in Liechtenstein weist derweil keine Besonderheiten auf.
Wie in anderen Ländern auch, spielen Männer deutlich häufiger als Frauen. So war in den Jahren 2019
bis 2021 über alle Casinos in Liechtenstein hinweg nur etwa jeder dritte Gast weiblich. Was das Alter angeht, besteht der Hauptkundenstamm auf dem Liechtensteiner Casinomarkt aus Personen zwischen 26 und 45 Jahren. Es folgen die 46- bis 65-Jährigen, wobei in den kleineren Spielbanken auch die 18- bis 25-Jährigen mithalten können bzw. sogar knapp Platz 2 belegen. Rentner über 65 Jahre machten hingegen in allen Casinos im Jahr 2021 deutlich weniger als 10 Prozent der Klientel aus. Am deutlichsten zeigen sich die Unterschiede bezüglich des Alters in den beiden grossen Casinos (Ruggell und Bendern). Fast die Hälfte der Gäste war in diesen besucherstarken Spielbanken der Altergsuppe 26 bis 45 Jahre zuzuordnen.
Von David Sele, Volksblatt 16.11.22