Es ist ein Rekordwert bei den Corona-Infektionszahlen in Liechtenstein: GemĂ€ss Situationsbericht des Amtes fĂŒr Gesundheit gab es per Datenstand vom 16. November 2021 um 0 Uhr sage und schreibe 64 neue laborbestĂ€tigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus innert 24 Stunden â das sind so viele neue positive FĂ€lle wie noch nie an einem Tag wĂ€hrend der gesamten Pandemie und somit ein trauriger Rekord, der aber nur allzu gut zu den besorgniserregenden Zahlen der vergangenen Tage in Liechtenstein und den umliegenden LĂ€ndern passt. Ăber die Entwicklung zunehmend besorgt sind dieser Tage indes nicht nur Politiker, Gesundheitsexperten oder Virologen, sondern auch die Wirtschaft, wie Anfragen von «Wirtschaft regional» bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein und der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) zeigen.
Der Wirtschaft einen neuen Lockdown ersparen
«Die Wirtschaftskammer Liechtenstein verfolgt das aktuelle Infektionsgeschehen mit grosser Sorge», bekundet GeschĂ€ftsfĂŒhrer JĂŒrgen Nigg unumwunden. Die aktuell steigenden Infektionszahlen wĂŒrden seiner EinschĂ€tzung zufolge den Druck auf die Politik erhöhen, allfĂ€llige Massnahmen zur BekĂ€mpfung der Coronapandemie zu beschliessen, um so das Gesundheitssystem vor einer Ăberlastung zu schĂŒtzen. «Sollte ein erneuter Lockdown oder Teil-Lockdown beschlossen werden, hĂ€tte dies auf die Wirtschaft, welche in den vergangenen Monaten wieder Fahrt aufgenommen hat, gravierende Auswirkungen», so Nigg. Daher habe nun das Ansinnen oberste PrioritĂ€t, der Wirtschaft einen weiteren Lockdown zu ersparen. Denn auch wenn die Umsetzung der 3G-Regelung die Gesellschaft in zwei Lager trenne, sei eine Zertifikatspflicht bedeutend weniger einschneidend als ein Lockdown oder ein Teil-Lockdown fĂŒr einzelne Branchen.
Mitglieder mit diversen Massnahmen unterstĂŒtzt
Die Wirtschaftskammer habe sich seit Beginn der Pandemie immer neutral und im Sinn der Wirtschaft verhalten: «Wir haben unsere Mitglieder mit verschiedenen Massnahmen unterstĂŒtzt, sei dies durch die Abgabe von kostenlosen Schutzmasken, die Erstellung von Schutzkonzepten, Rechtsberatung oder die DurchfĂŒhrung von Betriebstests â immer mit dem Ziel, möglichst unbeschadet durch die Krise zu kommen», so JĂŒrgen Nigg. Das Gewerbe, zumindest das Bauhaupt- und Nebengewerbe, habe sich in den letzten beiden Krisenjahren derweil als sehr resistent er wiesen. Viele Unternehmen hĂ€tten mit beeindruckender FlexibilitĂ€t, Kunden-nĂ€he und KreativitĂ€t reagiert â bran chen- und sektionsspezifische Unterschiede hinsichtlich der BewĂ€ltigung der Coronakrise wĂŒrden derweil selbstverstĂ€ndlich bestehen, so der Wirtschaftskammer-GeschĂ€ftsfĂŒhrer.
Auswirkungen sind bereits spĂŒrbar
«Die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer ist sehr besorgt ĂŒber die massiv steigenden Fall zah len, zu der die hoch ansteckende Delta-Variante fĂŒhrt», heisst es auch seitens der LIHK-GeschĂ€ftsfĂŒhrerin Brigitte Haas. Die Mitglieds unter nehmen der LIHK wĂŒrden bereits die Auswirkungen von krankheitsbedingten AusfĂ€llen und von Personen, die in QuarantĂ€ne mĂŒssen, spĂŒren. In den Mitgliedsunternehmen wĂŒrden indes die geltenden Schutzmassnahmen â etwa Abstand oder Handhygiene â wieder von einer Maskenpflicht beispielsweise im Gang oder in BĂŒros begleitet, auch wenn der Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden könne. «Teilweise wird den Mitarbeitenden auch wieder vermehrt Homeoffice empfohlen», so Haas weiter.
VerstĂ€ndnis fĂŒr unpopulĂ€re Entscheidungen
Die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer rechne derweil damit, dass die Regierung zur VerschĂ€rfung von Massnahmen werde greifen mĂŒssen â schliesslich entwickelten sich die liechtensteinischen Fallzahlen in einem Ă€hnlichen Ausmass wie jene in den Nachbarstaaten. Ob die Massnahmen aus 3G am Arbeitsplatz, einer allgemeinen Maskenpflicht oder andere Mitteln bestehen wĂŒrden, werde sich erst weisen. «Die LIHK kann jedoch nachvollziehen, dass bei diesem geringen Durchimpfungsgrad der Bevölkerung und der hohen Ansteckungsgefahr durch die Delta-Vari an te unpopulĂ€re Entscheidungen getroffen werden mĂŒssen», so Haas. Die Handelskammer habe sich von An fang an fĂŒr Schutzimpfungen ausgesprochen und sei ĂŒberzeugt davon, dass bei einer höheren Impfbereitschaft der Weg aus der Pandemie viel schneller gefunden werden könne.
Wirtschaftregional, 19.11.2021 von Dunja Goop, Bild Daniel Schwendener