Drei Viertel der im heimischen Baugewerbe verfĂŒgbaren Lehrstellen sind noch unbesetzt. Baumeisterverband ist um jede Bewerbung froh.
Es ist Anfang Mai und der diesjĂ€hrige Lehrstart nach den Sommerferien naht â höchste Zeit also fĂŒr Betriebe und angehende Lehrlinge zueinanderzufinden und die kĂŒnftige Zusammenarbeit via Lehrvertrag zu besiegeln. Doch Lehrbetriebe aller Branchen bekunden gemĂ€ss Berichten in Schweizer Medien MĂŒhe, ihre AusbildungsplĂ€tze zu besetzen. Besonders betroffen ist demnach das Baugewerbe. Und dies offenbar nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Liechtenstein, wie Köbi Steiger, PrĂ€sident des Baumeisterverbands Liechtenstein und GeschĂ€ftsleitungsmitglied bei der Gebr. Hilti AG in Schaan, auf «Wirtschaft regional»-Anfrage bestĂ€tigt.
Erst sechs LehrvertrĂ€ge abgeschlossen «Es ist leider eine Tatsache, dass die Handwerksberufe bei den SchulabgĂ€ngern nicht als Traumberufe gehandelt werden», so Steiger. Die Sozialmedien hĂ€tten dazu beigetragen, dass die Jugendlichen sich vermehrt an Scheinwelten orientieren und dadurch das Handwerk an AttraktivitĂ€t verloren habe. Es sei an Eltern, Lehrpersonen und Lehrbetrieben, gemeinsam daran zu arbeiten, die StĂ€rken des Handwerks wieder in den Vordergrund zu stellen und «aufzuzeigen, welche Vorteile eine Lehre auf dem Bau mit sich bringt». Acht Mitgliedsfirmen des Baumeisterverbands wĂŒrden
zusammen insgesamt 24 Lehrstellen in diversen Berufsgattungen anbieten. Konkret seien dies Maurer:in FZ, Baupraktiker:in BA, Strassenbauer:in FZ, Strassenbauer:in BA und PflĂ€sterer/PflĂ€sterin FZ. Allerdings: «FĂŒr den Lehrbeginn August 2023 haben wir bis jetzt sechs LehrvertrĂ€ge abschliessen können», wie der
PrÀsident des Baumeisterverbands Liechtensteins betont. Es sind somit aktuell noch knapp zwanzig Lehrstellen im liechtensteinischen Baugewerbe zu vergeben. In sÀmtlichen angebotenen Berufsgattungen sei es folglich auch noch möglich, eine Lehrstelle zu erhalten.
«Handwerk hat goldenen Boden»
Entsprechend pessimistisch fĂ€llt denn auch die Prognose des PrĂ€sidents des Baumeisterverbands aus: «Es werden wohl auch dieses Jahr nicht alle Lehrstellen auf dem Bau besetzt werden können. In den Jahren 2021 und 2022 konnten je zehn LehrvertrĂ€ge abgeschlossen werden und wir hoffen sehr, dass wir auch dieses Jahr mindestens wieder gleich viele LehrvertrĂ€ge unter Dach und Fach bringen.» Die fehlende Nachfrage erstaunt den erfahrenen Bauprofi indes: Die Redewendung «Handwerk hat goldenen Boden» sei schliesslich auch heute noch gĂŒltig, und es gebe sehr viele Vorteile, die fĂŒr eine Lehre auf dem Bau
sprechen wĂŒrden: Etwa sei die Freude, «wenn man am Abend sehen kann, was man geleistet hat, sehr befriedigend». Es mĂŒsse somit wieder gelingen, die schönen Seiten des Bauberufs in den Vordergrund zu
stellen.
Weibliche Lehrlinge herzlich willkommen
Das versucht auch der Baumeisterverband â etwa indem er auch heuer wieder an den Next-Step Berufs- & Bildungstagen Ende September in Schaan prĂ€sent sein wird. Der Berufscheck eröffne die Möglichkeit, die Bauberufe live zu erleben, wofĂŒr sich verschiedene Betriebe jedes Jahr zur VerfĂŒgung stellen wĂŒrden. Anzumerken sei auch, dass sich die körperliche Belastung in den Bauberufen in den letzten Jahren reduziert habe, da etwa Mechanisierung und Digitalisierung weit fortgeschritten seien. Köbi Steiger weiter: «FĂŒr das weibliche Geschlecht ist es heute durchaus möglich, eine Lehre auf dem Bau zu absolvieren. Der Baumeisterverband wĂŒrde es sehr begrĂŒssen, wenn auch von dieser Seite mehr Interesse vorhanden wĂ€re.» Damit man sich ein genaues Bild ĂŒber den Bauberuf machen könne, sei jedenfalls
eine Schnupperlehre essenziell â «so kann man sich seine eigene Meinung bilden», so Köbi Steiger, PrĂ€sident des Baumeisterverbands Liechtenstein und GeschĂ€ftsleitungsmitglied bei der Gebr. Hilti AG in Schaan, abschliessend.
Von Dunja Goop, Wirtschaftregional, 05.05.2023
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