Lohnerhöhung: In einigen Branchen möglich

Die Wirtschaft erholt sich zusehends vom Schock der Coronapandemie. Weil wieder bessere Zeiten angebrochen sind, fordern Gewerkschaften in der Schweiz und in Liechtenstein höhere Löhne. Ende Oktober beginnt der Liechtensteiner ArbeitnehmerInnenverband wieder mit den Verhandlungen und damit mit dem Seilziehen um höhere Löhne in 18 unterschiedlichen Branchen. «Unsere Forderungen werden wahrscheinlich zwischen 50 und 150 Franken oder bei ein bis zwei Prozent liegen», sagt LANV-Geschäftsführer Sigi Langenbahn. Der Verband wird in einigen Branchen fixe Summen fordern, da die Lohnschere durch Corona wieder auseinandergegangen sei. «Von einem Betrag von 100 Franken anstatt zwei Prozent profitieren die unteren Löhne mehr.»


Einige Branchen spürten Pandemie stärker


Doch ist das realistisch angesichts der turbulenten Zeiten – und wenn ja, in welchen Branchen? Bis ins letzte Detail wird sich das erst zeigen, wenn der LANV gemeinsam mit Vertretern auf Arbeitgeberseite gemeinsam am Verhandlungstisch sitzt. Im Vorfeld zeigen sich diese aber gesprächsbereit: «Ich gehe davon aus, dass es einige Branchen geben wird, in denen Lohnerhöhungen sicher möglich sind. Allerdings wohl nicht in allen», sagt Isabell Schädler von der Wirtschaftskammer.
Denn Unternehmen seien derzeit ganz unterschiedlich von der Coronapandemie betroffen. Der Handel und die Gebäudereiniger leiden beispielsweise stärker, während die Baubran che Corona weniger zu spüren bekam. In der Bauwirtschaft bestehen genau so Herausforderungen, einfach ande re: So verzeichnet die Branche einen Preisanstieg bei verschiedenen Rohstoffen und Baumaterialien, die Unternehmen auch in Liechtenstein seit Monaten zu schaffen machen.
Jede Branche hat laut Schädler zudem unterschiedliche Voraussetzungen in Hinblick auf die vergangenen Jahre, da es teilweise in manchen Firmen Lohnerhöhungen gab, in anderen schon länger nicht mehr. «In manchen Sektionen wird auch über Mindestlöhne verhandelt», sagt Schädler. Da die Verhandlungen erst bevorstehen, ist es noch nicht klar, aber vielleicht gehen auch diese nach oben.


Generelle Erhöhungen nicht mehr gerechtfertigt?


Generell lässt sich laut Schädler sagen, dass der Trend eher zu individuellen Lohnerhöhungen geht und weniger zu generellen. «Denn diese sind nicht mehr gerechtfertigt in den Augen vieler Arbeitgeber, da es früher ein Teuerungsausgleich war. Doch eine Teuerung gab es in den vergangenen Jahren nicht mehr», sagt Schädler. In den vergangenen Monaten bliebt die Inflation in der Schweiz moderat. Im August war das allgemeine Preisni veau bloss 0,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie der Landesindex für Konsumentenpreise zeigt. Allerdings sank das Preisniveau im Coronajahr 2020 – und dieses Absinken wird nun korrigiert. Im Vergleich zu 2019 sind die Preise um nur 0,01 Prozent höher. Natürlich werden bestimmte Kosten für die Arbeitnehmer immer teurer, wie beispielsweise die Krankenkassenbeiträge. Doch auch für Unternehmen steigen die Kosten, da sich auto ma tisch auch der Arbeitgeberanteil erhöht.