Eine mögliche Energiemangellage in den kommenden Monaten in Liechtenstein beschäftigt auch zunehmend den hiesigen Handel.

Der Winter naht in grossen Schritten – was in einem «normalen» Jahr wohl kaum jemanden stärker beunruhigen würde, ist heuer ganz anders: Denn seit Februar 2022 hält der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine Europa und die Welt in Atem. Eine der massiven Folgen aus der daraus entstandenen explosiven geopolitischen Lage ist die Angst vor einer Energiemangellage. Zwar ist unklar, ob und inwiefern ein solches Szenario eintreten wird – trotzdem beschäftigt die Thematik viele Menschen in Europa, dem Rheintal und Liechtenstein. Gedanken um Folgen, Risiken und Begleiterscheinungen einer möglichen Mangellage etwa in der Strom- oder Gasversorgung macht sich auch der heimische Handel, wie eine Nachfrage von «Wirtschaft regional» bei «Einkaufsland Liechtenstein», der Berufssektion des liechtensteinischen Handelsgewerbes bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein, aufzeigt.

Nicht-Inbetriebnahme der Heizung keine Option
Deren Vorstandsmitglied Christian Hausmann erklärt, eine konkrete Antwort darauf, wie sich der Liechtensteiner Handel auf die Wintermonate vorbereite, lasse sich nicht ohne Weiteres geben: «Unsere Mitglieder nutzen die unterschiedlichsten Energieträger zum Heizen.» Allerdings sei eine Nicht-Inbetriebnahme der Heizung keine Option, weder für die Mitarbeitenden noch für die Kunden. «Wir können aber durch eine kluge Absenkung der Temperaturen während der Schliess zeiten einiges dazu beitragen, weniger Energie zu brauchen und damit gleich zeitig die Kosten so weit als möglich im Griff zu halten», so Hausmann.
Als besonders bedrohliches Szenario in Zusammenhang mit einer möglichen Energiemangellage sieht das «Einkaufsland Liechtenstein»-Vorstandsmitglied indes temporäre Ausfälle: «Worst Case wäre sicherlich ein Blackout während mehrerer Tage. Aber auch schon geplante Stromabschaltungen von mehreren Stunden würden uns hart treffen, da die Läden zu schliessen wären», so Hausmann. Schliesslich sei zu bedenken, dass in einem solchen Fall weder Kassensysteme noch automatische Tü ren funktionieren und die Kunden im Dunkeln wären. Hierauf sei es «unmöglich, nicht mit Schliessung zu reagieren».

Weihnachtsambiente trotzdem möglich
Die weihnachtliche Stimmung in den Schaufenstern sieht Christian Hausmann heuer trotz allem nicht unbedingt in Gefahr: «Eine weihnachtliche Gestaltung von Schaufenstern ist ja nicht zwingend nur mit Beleuchtung herzustellen. Und wenn doch beleuchtet werden sollte, müssen die Lichter auch nicht die ganze Nacht brennen.» Grundsätzlich sehe man die Weihnachtsbeleuchtung bzw. deren Verzicht aber als Tropfen auf den heissen Stein. Ohnehin sei der Handel nicht der grosse Energieverbraucher in Liechtenstein: «Klar hat jedes einzelne Mitglied ein grosses Eigeninteresse daran, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Dies auch angesichts der Tatsache, dass die Kosten in allen Bereichen explodieren.» Dabei, so Hausmann, bestehe die einfachste Lösung wohl darin, höhere Kosten einfach an die Kunden weiterzugeben – dies entspreche aber «nicht unserer DNA». Weitere Kostensteigerungen im Bereich der Krankenkassen, Löhne und des Rohmaterial einkaufs liessen allerdings den Spielraum sehr klein werden. und Preiserhöhungen seien dann unumgänglich – «mit der Konsequenz, dass die Inflation weiter steigt».

Von Dunja Goop, wirtschaftregional am 07.10.2022