Beim Baumeister-Apéro gewährte der Präsident des Baumeisterverbands einen Einblick in die aktuelle Situation des Gewerbes.
Der Baumeisterverband Liechtenstein lud gestern Abend erneut alle Interessierten zum alljährlichen Baumeister-Apéro in den Barriquesaal der Hofkellerei in Vaduz ein. Präsident Köbi Steiger zeigte sich ob der zahlreich anwesenden Besucherinnen und Besucher, darunter auch Regierungsrat Hubert Büchel, sehr erfreut. «Das zeigt die Bedeutung des Baugewerbes», so Steiger.
Krisen treffen Baugewerbe mit Verzögerungen
Im vergangenen Jahr war die tiefe Anzahl an eingereichten Baubewilligungen ein grosses Thema der Veranstaltung. Diese sind zuletzt wieder leicht angestiegen, weswegen das Baugewerbe zu Beginn diesen Jahres vorsichtig optimistisch in die Zukunft blickte. Allerdings erscheint zweifelhaft, dass der Aufschwung lange anhält. Die US-Zollpolitik und die allgemeine schlechte wirtschaftliche Lage in der Industrie bereiten auch dem Baugewerbe Kopfzerbrechen. Je schlechter die wirtschaftliche Lage, desto geringer ist die Investitionsbereitschaft. Das gilt auch für Bauprojekte und dürfte sich in den kommenden Monaten auch wieder in den Kennzahlen niederschlagen. «Wir sind immer ein bisschen antizyklisch unterwegs», erläuterte Steiger die Problematik.
Neue Vergabekriterien werden diskutiert
Auf lokaler Ebene machte dem Baugewerbe die häufigen negativen Schlagzeilen im Lande zu schaffen: einerseits die Thematik mit steigenden Baukosten für Immobilien wie dem Postgebäude und dem neuen Landesspital, andererseits aber auch die schwierige Verkehrssituation und die damit zusammenhängenden Verzögerungen durch die vielen Baustellen im Land. Wenn eine Fahrt von Vaduz nach Schaan zwei Stunden dauert, sei das nicht ideal, gestand Steiger. «Das wissen wir selber.» Allerdings sei das Baugewerbe hier nur die ausführende Gewalt. «Wir sind nicht an allem schuld.» Und schlussendlich möchten alle auf neuen und intakten Strassen fahren. Befasst hat sich der Baumeisterverband in den vergangenen zwölf Monaten auch mit dem öffentlichen Vergabewesen. Konkret wurden innerhalb einer Arbeitsgruppe verschiedene zusätzliche Massnahmen und Kriterien bei der Auftragsvergabe ausgearbeitet und zum Vorschlag an die Exekutive weitergeleitet. Aufgrund von Bedenken, dass zusätzliche Auflagen ebenso zu zusätzlichen Beschwerdeverfahren und letztlich Verzögerungen führen können, wurden die Vorschläge von der Vorgängerregierung jedoch abgelehnt. Dennoch hofft der Baumeisterverband, dass sich unter der jetzigen Regierung das Vorhaben realisieren lassen wird. «Wir geben diesbezüglich noch nicht auf», so Steiger.
(Liecht. Vaterland, 01.10.2025 von Tobias Soraperra)