Köbi Steiger, Präsident des Baumeisterverbandes, ist überzeugt, dass die Zahl der eingehenden Bauaufträge in diesem Jahr wieder ansteigen wird.

Das vergangene Jahr war ein schwieriges für die Liechtensteiner Baubranche. Beispielsweise wurden im 3. Quartal 2024 vom Amt für Hochbau und Raumplanung insgesamt 206 Baubewilligungen mit geplanten Baukosten von 47,9 Millionen Franken erteilt. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2023 bedeutet dies
einen Rückgang von satten 78 Prozent. Im langjährigen Vergleich lag dieser Wert 60 Prozent unter dem Durchschnitt. Zahlen, die auch Köbi Steiger, Präsident des Baumeisterverbands Liechtenstein, beschäftigen. «Das geht natürlich an keiner Branche spurlos vorbei.» Die Gründe für die Flaute im Baugewerbe sind laut Steiger
vielfältig. Eine geringe Rendite und hohe Hürden bei Vorgaben und Gesetzen machen es für Anleger unattraktiv, in Gebäude zu investieren. Eine zusätzlich abschreckende Wirkung hat laut Steiger die Verzögerung von Bauten durch Einsprachen. Dies sei laut Steiger vor allem in der benachbarten Schweiz gemäss dem dortigen Baumeisterverband ein wesentlicher Punkt, welcher auf Investoren im Baugeschäft abschreckend wirke. In Liechtenstein halte sich diese Problematik in Grenzen. Dennoch können Einsprachen auch hierzulande eine Herausforderung darstellen. «Wenn jemand einen Bau verzögern will, kann er das sehr lange machen.» – Verzögerungen, die auch immer mit steigenden Kosten verbunden sind. Die Digitalisierung der Baueingaben und das Bestreben, weitere Abläufe zu digitalisieren, wird durchaus vieles vereinfachen. Eine Baueingabe ist aber nach wie vor mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden.
Auswirkungen werden auch 2025 noch spürbar sein
Die tiefe Anzahl an Baugesuchen 2024 wird das Baugewerbe weiterhin beschäftigen, denn schliesslich fehlen der Branche diese fehlenden Aufträge zeitverzögert. Köbi Steiger betont: «Wenn es im dritten Quartal 2024 einen Einbruch gibt, spüren wir das im nächsten Jahr.» Doch trotz der alarmierenden Zahlen im Jahr 2024 macht
sich Köbi Steiger keine existenziellen Sorgen um seine Branche. Mit betriebsbedingten Entlassungen oder gar Betriebsschliessungen rechnet Steiger zumindest vorläufig nicht: «Für gute Handwerker gibt es immer einen Platz.» Zudem ist er davon überzeugt, dass die Talsohle im Baugewerbe erreicht ist und die Baugesuche im Jahr 2025 wieder ansteigen werden. «Man sieht, dass ein Gegentrend erkennbar ist und es wieder aufwärts geht, was auch zwingend nötig ist.» Hoffnung macht Steiger diesbezüglich unter anderem die leicht angepasste Zinspolitik der Banken. «Ob jemand ein oder zwei bis drei Prozent Hypothekarzins bezahlen muss, spielt auf lange Sicht eine grosse Rolle.» Neben besseren Rahmenbedingungen hofft Köbi Steiger auch, dass sich die Akzeptanz des Baugewerbes in der Bevölkerung wieder erhöht. Für die Liechtensteiner Volkswirtschaft ist eine gesunde Baubranche unverzichtbar, wenn es um Neubauten und den Erhalt bestehender Gebäude bzw. die Erneuerung der Infrastruktur geht. Köbi Steiger betont, dass dies auch historisch bei der wirtschaftlichen Entwicklung Liechtensteins eine grosse Rolle gespielt hat: «Der Mut, etwas Neues zu erschaffen, ist das, was unser Land stark gemacht hat.» wirtschftregional, Freitag, 24.01.2025 von Tobias Soraperra