Inflation, horrende Energiepreise, Fachkräftemangel oder schlicht die gute Arbeitsleistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: All dies sind mögliche Gründe für Unternehmen, ihren Angestellten Lohnerhöhungen zu gewähren. Gründe, die derzeit in Anbetracht der Folgen der anhaltend unsicheren geopolitischen Lage besonders zahlreich ausfallen – und in vielen heimischen KMU, aber auch in Liechtenstein ansässigen Grossunternehmen auch de facto zu höheren Gehältern im Jahr 2023 führen. Dies zeigen Anfragen von «Wirtschaft regional» bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein und der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK).
Lohnerhöhungen in 18 Branchen
In den meisten Mitgliedsbetrieben der Wirtschaftskammer Liechtenstein werden die Löhne im neuen Jahr erhöht, wie Geschäftsführer-Stellvertreterin Isabell Schädler bestätigt. Mit dem Liechtensteinischen Arbeitnehmerverband (LANV) habe man in 18 Branchen Lohnverhandlungen für 2023 geführt. Bei fünf Branchen sei aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage nachverhandelt worden, da hier die ursprünglichen Verhandlungen im Herbst 2021 stattgefunden hätten. Zusammenfassend lasse sich fest-
halten: «Bei den Verhandlungen ging es insbesondere um Lohnerhöhungen, wobei grundsätzlich die Teuerung im Fokus stand. Zudem um die Erhöhung der Mindestlöhne, aber auch um Anpassungen bei der Arbeitszeit.» Da es sich in vielen Branchen um Verhandlungen zu Gesamtarbeitsverträgen gehandelt habe, sei teils auch für NichtMitgliedsbetriebe der Wirtschaftskammer verhandelt worden, so Isabell
Schädler. Insgesamt seien für 18 Branchen Lohnerhöhungen vereinbart worden: «Es wurden Ergebnisse zwischen ein und drei Prozent zur generellen und/oder individuellen Verteilung erzielt. Ebenso wurden insbesondere für tiefere Löhne fixe Sockelbeträge verhandelt.» Zudem seien in 12 Branchen die Mindestlöhne zwischen 2 und 10 Prozent erhöht und in 3 Branchen die Arbeitszeit zwischen einer halben
Stunde und 1,5 Stunden pro Woche reduziert worden. Darüber hinaus, so Schädler, stünden weitere Lohnerhöhungen im Raum: «Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass es sich bei den Lohnvereinbarungen um die minimalen Anpassungen handelt. Zahlreiche Betriebe haben angemerkt, dass insbesondere aufgrund des herrschenden Arbeits- und Fachkräftemangel situativ weitere Lohnanpassungen notwendig sein werden.»
LIHK: Lohnerhöhungen von 2,5 bis 3,0 Prozent
Derweil informiert Brigitte Haas, Geschäftsführerin der LIHK: «Generell kann gesagt werden: Für das Jahr 2023 gewährt der Grossteil der im LIHK-Vorstand und in der LIHK-Fachgruppe Personal vertretenen Unternehmen Lohnerhöhungen zwischen 2,5 und 3,0 Prozent der Gehaltssumme.» Die Erhöhungen würden in der Regel individuell und leistungsbezogen ausgezahlt, wobei die unteren Lohnklassen
innerhalb der genannten Bandbreite teils eine höhere Anhebung als andere Lohnklassen erfahren würden. Einige LIHK-Mitgliedsunternehmen hätten ihre jährliche Lohnrunde indes erst per Anfang März oder April, weshalb bei diesen Betrieben noch keine Aussagen möglich seien. In den grösseren Mitgliedsunternehmen der LIHK würden die Lohnverhandlungen zwischen der jeweiligen betriebsinternen Arbeitnehmervertretung und der Geschäftsleitung stattfinden, so Brigitte Haas. Für jedes Unternehmen würden sich dabei andere Thematiken stellen – «beispielsweise was den Geschäftserfolg oder andere Gegebenheiten betrifft. Dementsprechend gestalten sich die Lohnrunden unterschiedlich.»
Wirtschaftregional, 09.12.2022 von Dunja Goop